"Die Gemeinde sollte daher ihre in der Vergangenheit solide Haushaltswirtschaft fortführen" - Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt, 2024
Selten haben wir in Neunkirchen-Seelscheid so lange gebraucht, um einen Haushalt zu verabschieden. Nachdem in den Ausschüssen alle Beschlüsse einstimmig waren, gab es im Dezember 2024 dann in der Ratssitzung den großen Knall: eine Ratsmehrheit aus CDU und Bündnis 90/ Die Grünen lehnte ohne jede Vorwarnung den Haushalt ab. Es wurden sogar ganz theatralisch Schaubilder mit der Schuldenentwicklung der Gemeinde seit Amtsantritt von Bürgermeisterin Nicole Berka hochgehalten. Die Schuldige der Misere? Ganz klar die Bürgermeisterin.
Aber ganz so einfach ist es nicht.
Das Verfahren kann je nach Region etwas variieren, die Schritte sind aber immer ähnlich gelagert. Diese sehen wie folgt aus:
1. Einbringung des Haushalts:
Die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister stellt den Haushaltsentwurf vor.
2. Vorbereitende Beratungen und Änderungsanträge
Der Haushaltsentwurf wird in den Fachausschüssen behandelt, Mitglieder des Gemeinderats können Änderungsanträge zum Haushaltsentwurf einreichen. Die Ausschussmitglieder prüfen die einzelnen Posten und Anträge.
3. Öffentliche Diskussion:
In Ausschusssitzungen haben Bürger die Möglichkeit, Anregungen oder Bedenken zu äußern.
4. Empfehlung des Fachausschusses:
Nach den Beratungen gibt jeder Fachausschuss eine Empfehlung zum Haushaltsentwurf ab.
5. Beratung im Gemeinderat:
Der gesamte Gemeinderat kommt zu einer Sitzung zusammen, um den Haushaltsentwurf zu diskutieren. Hier werden die Empfehlungen der Fachausschüsse berücksichtigt.
6. Abstimmung über den Haushalt:
Der Gemeinderat stimmt über den Haushaltsentwurf und die Änderungsanträge ab. Eine Mehrheit ist erforderlich, um den Haushalt zu verabschieden.
7. Verkündung des Haushalts:
Nach der Abstimmung wird der Haushalt offiziell bekannt gegeben. Der genehmigte Haushalt tritt in Kraft und wird umgesetzt.
aktuelle Sitzverteilung im Gemeinderat
Wenn man es sich ganz einfach machen, kann man nun darauf verweisen, dass die SPD, die die Bürgermeisterin stellt und ihre Ratsmitglieder treu dem eingebrachten Haushalt folgen. Das funktioniert aber schon alleine auf Grund der Mehrheitsverhältnisse nicht:
CDU: 16 Ratsmitglieder
SPD: 11 Ratsmitglieder
Bündnis 90/ Die Grünen: 9 Ratsmitglieder
FDP: 2 Ratsmitglieder
BfN: 2 Ratsmitglieder
Außerdem ist die Bürgermeisterin ebenfalls stimmberechtigt. Um einen Haushalt also beschließen zu können, müssen 21 Personen diesem zustimmen.
Hier wird es nun interessant: die unterschiedlichen Fraktionen bringen Anträge rein, machen Verbesserungsvorschläge und verhandeln miteinander. Jedes Bauprojekt, jede Steuererhöhung, jede Ausgabe braucht am Ende eine Mehrheit. Dabei ist es egal, ob es 5 EURO oder 5 Millionen EURO sind, im Haushalt stehen alle Ausgaben drin. Es kann auch schon mal vorkommen, dass eine Bürgermeisterin sich bei einer Haushaltsverabschiedung enthält.
In Wahljahren kann man schon mal Dinge vergessen, daher benennen wir hier gerne die Abstimmungsergebnisse der letzten Jahre (beginnend beim jüngsten Datum):
Haushalt 2025: nach mehreren Verhandlungsrunden beschlossen mit Stimmen von CDU, SPD, FDP, BfN und Bürgermeisterin
Haushalt 2024: einstimmig beschlossen, d.h. alle Fraktionen haben zugestimmt
Haushalt 2023: einstimmig beschlossen, d.h. alle Fraktionen haben zugestimmt
Haushalt 2022: einstimmig beschlossen, d.h. alle Fraktionen haben zugestimmt
Haushalt 2021: beschlossen mit Stimmen von CDU, Bündnis 90/ Die Grünen und FDP. Erstmals hat sich die Bürgermeisterin enthalten und die SPD den Haushalt abgelehnt.
Haushalt 2020: beschlossen mit Stimmen von SPD, Bündnis 90/ Die Grünen, Bürgernahe Grüne, Hr. Demmer, Bürgermeisterin
Haushalt 2019: beschlossen mit Stimmen von SPD, Bündnis 90/ Die Grünen, Bürgernahe Grüne, Hr. Demmer, Bürgermeisterin
Haushalt 2018: einstimmig beschlossen, d.h. alle Fraktionen haben zugestimmt
Haushalt 2017: zuerst abgelehnt, nach neuen Verhandlung mit allen Fraktionen beschlossen, ein Ratsmitglied der CDU hat mit Nein gestimmt
Haushalt 2016: beschlossen mit Stimmen von CDU, SPD, Bündnis 90/ Die Grünen, Bürgernahe Grüne, Hr. Demmer, Bürgermeisterin
Alle Ausgaben wurden durch eine Ratsmehrheit nach Diskussionen und Änderungsanträgen beschlossen, mal einstimmig, mal lediglich mehrheitlich. Die wichtigen Investitionen in die Zukunft unserer Gemeinde in den Bereichen Bildung, Kultur und Feuerwehr wurden gemeinsam getätigt. Bürgermeisterin Nicole Berka und die durch sie geführte Gemeindeverwaltung haben Projekte abgearbeitet, Fördergelder akquiriert und somit zusammen mit uns eins getan: die Gemeinde aktiv gestaltet!