Offener Brief an die Bürgerinitiative "Waldretter"

Sehr geehrter Herr Kiebart!
Sehr geehrte Mitglieder der Bürgerinitiative!

So lange bin ich noch nicht im konkreten politischen Geschehen unterwegs, als dass ich nicht doch noch daran glauben würde, dass man Diskurse faktengestützt, vertrauensvoll, vor allem aber menschlich einander zugewandt und offen miteinander austragen könnte.
Umso mehr bin ich entsetzt und auch in einem - eher unbedeutenden - Aspekt persönlich betroffen, wie sich die Bürgerinitiative und Sie, Herr Kiebart, in der Öffentlichkeit äußern.
Da werden Ungenauigkeiten, Unwahrheiten immer und immer wieder in den Raum geworfen, offensichtlich in der Hoffnung, dass irgendetwas davon hängenbleibt.
Es wurde seitens der Initiative z.B. immer wieder formuliert, dass womöglich der Sportplatz nicht erhalten bleibt: man werde für den Erhalt kämpfen, man hat für den Erhalt gekämpft, "der Fortbestand ist vorerst gesichert", "Frau Bürgermeisterin, hören Sie auf den Sportplatz in Frage zustellen" (Mitteilungsblatt vom 25.7.) ...
Nein, es musste nichts gegen den "erheblichen Widerstand der SPD" (MTB v. 25.7.) erkämpft werden. Dies gilt ebenso für den Erhalt des Wäldchens!
Diese Äußerungen waren und sind völlig überflüssig, weil von einem Nichterhalt des Sportplatzes nicht die Rede war und ist.
Da sie doch die Sitzungen verfolgen, hätten sie auch mitbekommen müssen, dass ich mich im Sozialausschuss im Namen der SPD u.a. auch klar für den Erhalt des Wäldchens ausgesprochen habe.
(Ein kleiner Hinweis: sie haben u.a. auch für die weitere Nutzung des Sportlerheimes plädiert - dieses ist aber schon seit langer Zeit gar nicht mehr normal nutzbar.)
Die SPD hat den Sportplatz zu keiner Zeit in Frage gestellt!
Das ist eine Verunglimpfung, die nun kaum noch aus der Welt zu kriegen ist und dafür sollten sie sich öffentlich entschuldigen, dies zumindest aber richtig stellen.
Dies gilt ebenso für die ungenaue Darstellung, dass seitens der "Gemeinde / Bürgermeisterin ... insbesondere in Eischeid" (MTB v. 25.7.) ein weiteres großes Neubaugebiet erschlossen werden solle. Genau dieses Gebiet steht für die SPD in der Prioritätenliste an letzter Stelle - nachdem die CDU die Zustimmung zum Haushalt von der Erschließung neuer Baugebiete abhängig gemacht hatte.
Sehr oft sind Vorgänge und Wege viel verschlungener, als sie an der Oberfläche wahrgenommen werden. Von daher bitte ich sie ihr offensichtlich eingefrorenes Feindbild selbstkritisch zu prüfen.
Das permanente Beharren z.B. auf den Erhalt des Sportplatzes erinnert mich sehr an aktuell erkennbare politische Tendenzen (mit Trump als Vorbild), die letztlich - gewollt oder ungewollt - der Abschaffung demokratischer Prozesse dienen: man streut so lange Vermeintlichkeiten, Vermutungen, Unwahrheiten... bis diese als Fakten erscheinen. So hatten wir z.B. Ihnen, Herrn Kiebart, beim Frühlingsfest auch die durchaus nachvollziehbaren Gründe genannt, warum das alte Rewe-Gebäude für eine Flüchtlingsunterkunft nicht zur Verfügung stehe. In nachfolgenden Schreiben
und Gesprächen stellten sie immer wieder die Frage, warum denn nicht dort Flüchtlinge untergebracht werden könnten... ???

Aber was genau gewinnt man durch eine solche Ignoranz? Und geschieht dies ihrerseits ganz bewusst? Steckt dahinter Angst oder Machtstreben? Ist das Ganze tatsächlich getragen von Zielen, die man für sich als hehr, lauter, anständig abspeichert? Reicht der Kompromiss nicht? Will man mit dem Kopf durch die Wand, weil alles so viel komplexer und differenzierter zu sehen ist, als man verkraften, durchblicken, nachvollziehen kann?

Das Raunen (tatsächlich) im Walde führt zu einem zunehmenden Vertrauensverlust, den ja gerade auch ihre Initiative beklagt. Die Zusammensetzung der Initiative aus Wald-, Umwelt-, Sportplatz-, Immobilien-, Parkplatz-, Flüchtlings-, Sicherheitsschützern und -schützerinnen ist ein undurchsichtiges Konglomerat von unterschiedlichsten Interessen und ich frage mich:
Was möchten sie eigentlich?

Zudem erkennt man zunehmend eine Vereinnahmung anderer Themen (Mittelstraße, Bürgerpark, Parteipositionen-Beratung etc.), deren Hintergründe sie als Initiative nur bedingt kennen. Dies zeugt von Großspurigkeit und Überheblichkeit, nicht von nachvollziehbarer Fokussierung.
Auch das Ausspielen der Parteien gegeneinander erzeugt kein Vertrauen. Polarisierung mag kurzfristig Aufmerksamkeit bringen, aber langfristig zerstört sie das Fundament unseres gemeinschaftlichen Miteinanders. Mit ihrem Vorgehen schwächen sie auf jeden Fall die Institution. Das wiederum ist nicht ungefährlich, denn ein solches System ist nicht unendlich belastbar!

Zum Schluss noch ein persönlicher Aspekt:
Sie zitieren mich in meiner Funktion als Sprecherin der SPD in ihrem vorletzten Artikel im Mitteilungsblatt. Die SPD habe sich im Sozialausschuss über den "angeblich" unangemessenen und in Teilen arroganten Ton "der CDU und der Grünen" (MTB v. 18.7.) beschwert.
Nein, ich habe mich zu dem überheblichen Ton des Sprechers der CDU geäußert.
Dies habe ich mit einigen Mitgliedern der CDU im Anschluss an die Sitzung thematisiert und sehr deutlich formulierte Unterstützung der anwesenden Mitglieder von Bündnis 90/ Die Grünen bekommen!
Ja, es laufen Dinge schief - immer und überall - dahinter aber stecken Menschen, die mit Sicherheit nicht mit Absicht in irgendeiner Form unprofessionell arbeiten wollen. Da kann man Kritik auch anders formulieren.
Und nur weil ihnen als Initiative der Inhalt passt, muss die Form noch längst nicht stimmen.

Ich glaube, verbale Abrüstung statt Rechthaberei und Eskalation täte uns allen gut. Heizen sie die allgemeine Hysterie nicht noch weiter an - vor allem nicht mit Unwahrheiten und Ungenauigkeiten.
1 plus 1 sollte 2 bleiben, sonst können wir alle nicht mehr miteinander reden - schon jetzt gibt es genügend Menschen, die behaupten 1 plus 1 sei vielleicht doch drei.
Wollen wir das? Wollen wir uns gegenseitig verlieren, unser Nachdenken, unser Verständnis, unsere Vorsicht... all das, wozu wir Menschen in der Lage sind?
"Wenn das Gewand der Zivilisation so schwer geworden ist wie ein durchnässter Wollmantel, könnten wir nicht ganz vielleicht doch ein paar Schichten Zivilisation ablegen?" fragt sich Bernd Ulrich nachdenklich in der ZEIT. (B. Ulrich, Der Wolfstanz, Zeit online v. 12.7.2025)

Wie sähe dann die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder aus?

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Autorin
Barbara Altmann

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